Sonntag, 13. Oktober 2013

Es war einmal - Prinz Charming

http://www.youtube.com/watch?v=T9KYlBYr4Ms
Schweren Herzens sah Prinz Charming um sich. Überall um die Lichtung herum lagen die toten Körper seiner Soldaten. Die Kettenhemden und massiven Rüstungen hatten keinen Schutz gegen die große, feuerspeiende Echse bieten. Der Drache hatte einen nach dem anderen im Genick gepackt oder mit einem Feuerstoß in Brand gesetzt. Nun war es an ihm die Bestie zu erlegen. Dies war Charmings zweiter Drache, daher wusste er wo sich sein Schwachpunkt befand. Er musste mit seinem Schwert präzise zwischen die Augen des Untiers stechen. Leichter gesagt als getan, denn der Drache war flink und machte es dem Prinzen nicht leicht sich auf ihn zu schwingen. Immer wieder rutschte Charming von den schillernden Schuppen ab und musste sich blitzschnell ducken um nicht von einer Feuerbrunst in Asche verwandelt zu werden. Die körperliche Anstrengung in Verbindung mit dem mächtigen Schwert und der Rüstung die er trug, zehrten an seinen Kräften.
Sein Atem ging stoßweise. Wie konnte er den Drachen erklimmen ohne wieder abzurutschen? Kurzerhand öffnete er die Riemen seines Brustharnisches und ließ die schwere Rüstung zu Boden fallen. Schutzlos aber beweglicher schlich Charming sich von hinten an den Drachen an. Sein Schwert lag locker in seiner Hand. Zuerst schien der Drache ihn gar nicht zu bemerken und mehr mit seiner Beute zu tun zu haben, doch als Charming sich einige Zügen den schuppigen Rücken der Echse hinauf gezogen hatte, hielt diese inne und drehte langsam den mächtigen Kopf herum. Die goldenen Augen des Drachen fixierten ihn. Nur noch ein paar Meter, dann konnte er das Schwert in die Stirn des Monsters stoßen. Der Drache setzte sich in Bewegung und schnell zog Charming sich zwischen zwei Hornplatten des Kamms. Zacke für Zacke kämpfte er sich weiter. Nebenbei breitete der Drache seine ledernen Flügel aus.
Nun war Charming über dem Kopf und hob sein Schwert mit beiden Händen nach unten gerichtet in die Höhe bereit zum zustoßen. Auch der Drache war bereit und stieß sich vom Boden ab, doch im gleichen Moment stieß Charming zu und der Drache sackte in sich zusammen. Hart trafen sie auf dem Boden auf und rutschten noch einige Meter über den Boden bis ein Baum ihren Fall bremste. Keuchend zog Charming sein Schwert aus dem Drachen. Vorbei, dachte er.
 
Die Pferde standen noch dort, wo die Ritter sie zurückgelassen hatten. Schweigend saß Charming auf und ritt zurück zum Lager seiner Legion. Kaum war er angekommen, kam ihm einer der Stadtwachen seiner Schwester entgegen. Man sagte ihm er hätte bereits den ganzen Tag vor dem Zelt des Prinzen gesessen und niemandem sagen wollen, warum er gekommen war. Müde winkte Charming ihn in sein Zelt und erst als die Plane zugefallen war, zog die Wache ein Schreiben aus seiner Rüstung.
»Was ist das?«
»Streng geheim, mein Prinz. Im Palast gehen Dinge vor, seltsame Dinge. Sie belaufen sich alle auf ihre Schwester. Eure Frau Mutter, mein Prinz, sie wurde ins Exil verband. Und Prinzessin Snow, die Tochter des Königs, sie wurde vom Huntsman in die Wälder verschleppt. Von dort ist nur er zurückgekehrt. Wie Sie sicher verstehen, beschuldigen wir nicht direkt die Königin, wir sind nur um das Wohl des Königreichs besorgt. «
Schnell überflog Charming den Brief des königlichen Oberen. Die Lage schien ernst zu sein. Während er das Wichtigste zusammenpackte, ließ er die Wache die Pferde fertig machen und noch am selben Abend ritten sie zurück zum Palast.
 
http://www.youtube.com/watch?v=97d18bcIJF0
»Elsa, was geht hier vor? « Charming versuchte seine Wut zu zügeln. Es gelang ihm jedoch nicht ganz und seine Worte klangen forscher als beabsichtigt. Zuerst sah seine Schwester, die Königin verärgert aus, doch ihre Miene änderte sich schnell in eine Grimasse des Wahnsinns. Ein grelles Lachen drang aus ihrem Mund. »Was soll schon vorgehen. Ich erfülle den Wusch unserer Mutter. Nun besitze ich sie, die Macht über beide Reiche. Das wovon sie die ganze Zeit geschwärmt hatte. «
Mit festem Schritt trat Charming bis auf wenige Meter vor dem Thron auf dem seine Schwester Platz genommen hatte. »Welche Macht? Angst ist das was du besitzt. Du hast keine Macht, du verbreitest lediglich Angst unter deinem Volk und das war mit Sicherheit nicht Mutters Wille. «
»Woher willst du wissen, was ihr Wille war! «, kreischte die Königin.
»Lebt sie? «, knurrte Charming.
»Wer? Diese Snow White? Ich habe meinen besten Jäger auf sie angesetzt. « Ihr Lachen klang hysterischer als je zuvor.
Als Charming aus dem Saal stürmte drehte er sich nicht noch einmal um. Der Mensch aus dessem irren Lachen langsam ein leises Schluchzten wurde, war nicht mehr seine Schwester, soviel stand fest. Nun musste er das retten, was vielleicht noch zu retten war. Die wahre Königin.

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