Donnerstag, 17. Oktober 2013

Es war einmal - Belle

In dem kleinen Dorf Forestvil lebte einst ein Mann mit seiner Frau. In wenigen Tagen sollte ihre Tochter auf die Welt kommen. Éloise war so glücklich - nach all der Zeit hatte eine Fee ihr den Wunsch erfüllt, ein Kind zu gebären.
Doch wie es jeder Zauber verlangt, so forderte auch dieser ein Opfer. Bei der Geburt starb Èloise im Kindbett. Nun stand ihr Mann Maurice allein mit dem kleinen Mädchen da und wusste nichts mit seinem Leben anzufangen. Doch seine Trauer hielt nicht lange an, denn das kleine Mädchen verzauberte ihn mit ihrem süßen Gesicht und dem herzerweichenden Lächeln. Liebevoll nannte er sie Belle – die Schöne.


Trotz dem ihr Vater nicht viel verdiente, war Belle immer darum bemüht ihnen das Leben so schön wie möglich zu machen. Im Dorf kannte jeder ihr fürsorgliches Gemüt, doch das war nicht das einzige was die Dorfbewohner an Belle bewunderten, denn über 17 Jahre hinweg, war aus dem kleinen Mädchen eine wunderschöne Frau geworden. Ihr langes braunes Haar glänzte wie Seide und umspielte sacht ihr elfenhaftes Gesicht mit den waldgrünen Augen. Belle machte ihrem Namen alle Ehre und es gab viele Verehrer die um ihre Gunst buhlten. Doch Belle verschmähte sie alle, waren es doch nur dumme Bauernjungen, die sich lediglich auf ihre Kühe und Schweine besinnten und nicht auf Literatur und Poesie. Denn das war die Welt die Belle liebte. Wann immer sie konnte ging sie in die Bibliothek und auch Maurice schenkte ihr so oft es möglich war ein kleines Buch.
Es ließ sich jedoch nicht jeder Mann abwehren. Gaston war seit er Belle zum ersten Mal sah, davon überzeugt, dass sie seine Frau sein würde. Daher verstand er auch nicht, dass sie ihn, einen jungen, starken Kämpfer immer wieder vor den Kopf stieß. Über einige Monate hinweg ging dies so und Gaston platze vor Wut und Enttäuschung. Er schien wie durch einen Nebel zu sehen als er seinen Plan in die Tat umsetzte. Während Belle für kurze Zeit das Haus verließ, ließ Gaston den alten Maurice entführen und versteckte ihm im Keller seines Hauses.
Für Belle brach eine Welt zusammen. Die Trauer, so hatte Gaston gehofft würden Belle zu ihm bringen, doch Belle wand sich ab von ihm, denn sie wusste das nur er dahinter stecken konnte. Die Zeit verstrich, doch Maurice tauchte nicht mehr auf und Belle hielt ihren Vater schon bald für tot.
Gaston entwickelte den Gedanken, dass wenn er die Schöne nicht besitzen könne so solle es auch kein anderer. Bei Nacht entführte er Belle und setzte sie im Wald aus.
Als Belle zu sich kam, war sie alleine. Nachdem sie ziellos umhergeirrt war, verlor sie ihre Hoffnung je wieder aus dem Wald hinaus zu kommen, sie war verloren. In der Nacht suchte sie unter einer großen Eiche Schutz und weinte bitterlich – die Tränen einer verlorenen Seele. Da hörte sie über sich plötzlich ein Lachen. Es klang schrill, tief und doch flüchtig wie der Wind. Verängstigt blickte Belle in die Krone des Baumes. Auf einem Ast, wenige Ellen über ihrem Kopf saß ein Mann. Er hatte dunkles Haar und ebenso dunkle Augen. Seine Gesichtszüge waren listig und seine Haltung herablassend. »Was machst du in meinen Wäldern, Mädchen? « Die Worte klangen hart und verspielt zugleich und jagten Belle einen Schauer über den Rücken. »Ich wollte hier nicht absichtlich eindringen, man hat mich entführt und ausgesetzt. « »Und doch bist du in meinem Wald und ruhest dich aus, Mädchen. « Belle zuckte zusammen. Plötzlich wurde sie hochgerissen und flog einige Zentimeter über dem Boden. Magie – erschrocken klang ein Wimmern aus ihrer Kehle. »Lasst mich runter! Ich habe ihnen nichts getan. « schrie sie den Mann an. Dieser schüttelte jedoch nur abwehrend den Kopf und sprang vom Baum. »Du kommst mit mir und wirst mir von nun an dienen. Und keinen Widerspruch. « Mit diesen Worten sprang er über einen Baumstamm und zog Belle an einer unsichtbaren Leine hinter sich her.

Das Schloss in das sie der Mann brachte war groß, dunkel und schien sehr verlassen. Das Gefühl allein zu sein brach Belle das Herz. Zuerst hielt der Mann sie in einem Kerker, doch nach wenigen Tagen ließ er sie frei und sie musst das Schloss putzen und kochen.
Ab und zu verschwand der Mann und Belle versuchte davon zu laufen, doch die Türen und Fenster waren verschlossen. Sie gab auf und fügte sich ihrem Schicksal. Während der Tage an denen sie alleine war, besichtigte sie das Schloss und fand bald eine Bibliothek. Die Bücher waren alt und verstaubt, dies störte Belle jedoch nicht und schon bald war das Zimmer ihr liebster Rückzugsort.
Eines Tages geschah es jedoch. Belle vertieft in ein Buch, merkte zu spät, dass ihr dämonischer Meister zurückkehrte. »Gefallen sie dir? « Ertönte seine Stimme plötzlich hinter ihr. Erschrocken fuhr sie herum und verbarg das Buch hinter ihrem Rücken. »Ich, ich wollte… ich hab nur ganz kurz… ich werde sofort das Essen bereiten. « Rasch eilte sie zur Tür, doch der Mann hielt sie auf, indem er die Tür versperrte. Hilflos sah Belle in die dunklen Augen und bemerkte ein Lächeln auf den Lippen ihres Herrn. »Es tut mir Leid, Herr. Ich habe mich nur umgesehen. « »Es muss dir nicht Leid tun Belle. Es ist einige Zeit vergangen seit jemand, das letzte Mal hier gewesen ist. Zudem, « Er machte eine entschuldigende Handbewegung: »ist es mir lieber, wenn du eine nette Beschäftigung findest. « Mit diesen Worten drehte er sich um und ging hinaus in den Flur. Schnell schickte sich Belle an ihm zu folgen: »Halt wartet! Darf ich eine Frage stellen? Wie heißt ihr? « Rief sie ihm nach. Der Mann erstarrte in der Bewegung, drehte sich um und schien zuerst verärgert. Nach kurzem Überlegen jedoch, nannte er ihr seinen Namen: »Rumpelstilzchen« erneut erklang ein keckerndes, raues Lachen und er löste sich in Luft auf.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen